Wie gut, dass Goethe das nicht mehr erleben musste!

Früher, als man noch in Verlagen veröffentlichte, erschienen die Bücher eines Autors im Ein-Jahres-Turnus – wenn er fleißig war und der Verleger nicht mutmaßte, es überfordere die Leser. Heute ist das anders. Du schreibst ein Buch, das einigermaßen erfolgreich ist, und wehe, du hast 3 Monate später nicht den Folgeband fertig: Dann bist du vergessen. Zweite wichtige Regel: Bloß nicht das Genre wechseln! Wiedererkennungswert pflegen, eine gewisse literarische Corporate Identity entwickeln und die Fanbase nicht enttäuschen!

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Der Mann, der Amazon betrog. Ein Kurzthriller

(Ein Gastbeitrag von O.M. Gott)

Fünf Uhr am Morgen. Gäbe es hier einen Hahn, würde er krähen. Nebenan hustet Herr Keifle zum ersten Mal ins Waschbecken, in der Wohnung über mir treffen sich Morgenlatte und weibliche Libido lautstark, es klopft an meine Tür, fordernd, ungeduldig. Hallo? Fünf Uhr? Die Zeugen Jehovas scheinen schlaflos durch die Trabantenstädte zu wandeln. Und dann: Holz splittert. Auf schweren Stiefeln stampft es über den Flur, die Tür zu meinem Schlafzimmer wird aufgestoßen, kracht gegen die Wand, vier Vermummte stehen an meinem Bett, alles in Tarnfarben, sogar die Schnellfeuergewehre, die bedrohlicherweise auf die Weichteile in meinem Kopf und zwischen meinen Beinen gerichtet sind.

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Wahnsinn!

Es ist passiert! Ich bin jetzt Autor! Kein Zweifel möglich! Hier! Die Mail! Ich habe sie ausgedruckt! Werde sie einrahmen! Mein Gott, sie ist so klein! Ob man sie vergrößern kann? Bestimmt! Ah! Verflucht! Ich habe noch immer nicht meinen Freunden auf Facebook Bescheid gesagt, dass ich jetzt Autor bin! Ein RICHTIGER Autor! Nicht so einer, der mal bei Amazon eine epub-Datei hochgeladen und drei Kopien davon verkauft hat! Nicht so ein CreateSpace-Selbstverleger, der sich darüber freut, die schwabbeligen Dinger in Händen zu halten! Nein! Mein Gott, warum rödele ich hier rum! Ich muss endlich online! Facebook! Die Selfpublishing-Gruppe! All diese Verlierer! Haha, die werden Augen machen!

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Fifty Shades of Lektorat

Reden wir nicht lange um den heißen Brei. Wer ein Buch geschrieben hat, möchte es möglichst fehler- und unfallfrei in die kundigen Hände seiner Leserschaft geben, jener verblüffenden Wesen, die nicht nur jeden Verstoß gegen die Kommaregeln erkennen und sanktionieren, sondern auch messerscharf Schwächen in der Personenzeichnung und der Dramaturgie ausmachen und mit einem pikierten „Da hätte aber wer ein vernünftiges Lektorat gebraucht“ quittieren. Deutschland ein Land der De-facto-Analphabeten und huschigen Querleser? Mitnichten! Qualität wird verlangt, nur: meistens ist sie zu teuer. Rechnen wir für ein 250-Seiten-Buch nur 1500 Euro für Lektorat / Korrektorat sowie 100 für ein Premadecover, müssten fast 1000 eBooks für 2,99 verkauft werden, um diese Basiskosten zu decken. Aber: Wer bekommt heute in der Epoche des 99-Cent-Buchs noch 2,99?

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Werde sichtbar!

Es ist das Zauberwort unserer Tage: Sichtbarkeit! Was hilft Ihnen ein tolles Buch, wenn es verschämt und geduckt inmitten all der Millionen untoller Bücher dahinvegetieren muss, die von nichtswürdigen Schreiberlingen unablässig bei Amazon hochgeladen werden? Drängen Sie sich nach vorn in die erste Reihe, dorthin, wo die Stars der Branche stehen! Wie man das bewerkstelligt? Hier vier todsichere Tipps.

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