Gute Tat

All die Jahre war P., wenn er zu seiner Arbeit in die große Schreibfabrik ging, achtlos an ihnen vorbeigegangen, den kleinen windschiefen Hütten der Hoch- und Schwerliteraten, aus denen es nach Kunst und Bratkartoffeln roch. Er selbst hatte es geschafft, er hockte nun im dritten Stock des weitläufigen Gebäudes, dort, wo flinke Finger Liebesromane und Agententhriller handwerkelten, Bücher, die »Doktor Sommers letzter Herbst« oder »Blaue Bohnen zum Rotkraut« hießen. Irgendwann einmal würde es P. eine Etage höher schaffen, dorthin, wo die Produzenten von Softpornos saßen, wahre Meister des einhändigen Schreibens, die für dieses Vergnügen auch noch bezahlt wurden.
Nein, er machte sich keine Gedanken um das literarische Lumpenproletariat, all diese Verblendeten, die noch glaubten, Lesen sei grundsätzlich anders als »Chillen« oder »Mit Peggy Eis essen gehen«. Auch er war als Dichter ins Leben gesprungen und als Schreiberling gelandet, aber besser einen Job mit Zusatzrentenversicherung und Jahresurlaub als ein Leben in einer dieser elenden Hütten, vor denen zerlumpte Kinder ihre schmutzigen Hände ausstreckten und um Almosen baten. Manchmal ließ er sich erweichen und gab ihnen etwas. »Damit sich dein Papa ein neues Farbband kaufen kann.«

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